Jacques Brel, ein belgischer Rebell († 9.10.1978)
Am 9. Oktober 1978 starb der geniale belgische Chansonnier Jacques Brel im Alter von nur 49 Jahren.
Nach einem recht (klein-)bürgerlichen Lebenseinstieg verlässt der Jung-Sozialist 1953 Frau und Kinder und zieht vom langweiligen Flandern nach Paris, um seinen Traumberuf zu verwirklichen: Er will Chansonnier werden. Zunächst trägt er in kleineren Clubs und auf Variété-Bühnen seine poetischen und sozialkritischen Chansons vor, ab 1958 stehen ihm dann auch die großen Show-Bühnen offen.
Im Pariser Olympia entfacht er Wellen der Begeisterung, und der Pariser "Figaro" nennt ihn bald schon einen "Orkan namens Brel". Auftritte in der französischen und belgischen Provinz, in Tokio, Montreal, London, New York und in der Sowjetunion folgen. Wenn er, brav mit Seitenscheitel und meist im Anzug, auf der Bühne loslegt, verschwimmt jegliches Ambiente um ihn herum: Jacques Brel singt seine Chansons nicht, er lebt sie auf der Bühne. Der "Spiegel" schreibt über ihn:
"Emphatisch und ungestüm wie ein singendes Tier hat sich der Belgier Brel seinem Publikum dargeboten. Brel grimassierte und fuchtelte, wenn er vors Publikum trat, und er sang dabei mit pathetischem Elan, mal frivol und salopp, mal larmoyant, oft verhalten, meist aggressiv und bisweilen auch mit sehr viel Geschmack fürs Makabre von seinem flämisch-flachen Land, vom Amsterdamer Hafen, von den Armen, den Kumpels, der Verlassenheit und der "nächsten Liebe", von "Marieke", "Clara", "Titine" und "Mathilde". Er verhöhnte - immer in ausverkauften Häusern und oft unter Polizeischutz vor allzu stürmischen Brel-Fans - in seinen skeptischen "Psychodramen mit vorbeugender Wirkung" die flämischen Nationalisten,... die bigotten alten Weiber... den Snobismus, die Intoleranz und besonders gern die biederen Bürger..."
Neben seinen Chansons widmet er sich seiner Tätigkeit als Rezitator im Rundfunk, schreibt eine Oper ("Le voyage dans la lune"), steht in seiner eigenen französischen Fassung des Musicals "Der Mann von La Mancha" auf der Bühne und wirkt in mehreren Filmen ("Wir sind alle Mörder", "Mont-Dragon", "Die Filzlaus") mit.
Nach einem Tournee-Marathon von 440.000 (!) Kilometern sucht Brel wieder nach neuen Lebensperspektiven und verkündet 1966 seinen baldigen Abschied vom Tourneebetrieb. 1968 steht er zum letzten Mal in "Der Mann von La Mancha" auf der Bühne, 1974 bricht er alle Brücken zum Showgeschäft ab und zieht sich in die Südsee auf die Marquesas-Inseln zurück. 1977 nimmt er nach 10 Jahren Pause seine letzte Langspielplatte auf, die kurz vor seinem Tode 1978 erscheint und in Frankreich einen erneuten Brel-Boom auslöst.
Zur Erinnerung an diesen fantastischen und charismatischen Chansonnier hier drei seiner schönsten Chansons:
Weiterführende spannende Informationen über Jacques Brel, sein Leben und sein Werk gibt es hier.
Labels: Chanson, Chansonnier, Jacques Brel, Kalendarium, Musik, Videos
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite