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Don Farrago: Januar 2010

Dienstag, 26. Januar 2010

Frederic von Anhalt will Gouverneur von Kalifornien werden (Video)

Auch das noch: Da Arnold Schwarzenegger nach zwei Amtsperioden als Gouverneur von Kalifornien im November 2010 nicht mehr erneut zur Wahl antreten darf, will der edle Prinz Frederic von Anhalt in die Bresche springen und den maroden Staat Kalifornien unter seiner Führung zu alter Blüte zurückführen.

Nach Gouverneuren irisch-amerikanischer, afroamerikanischer, armenisch-amerikanischer und österreichisch-amerikanischer Herkunft sei es nun an der Zeit, dass ein Deutsch-Amerikaner Kalifornien wieder auf den rechten Weg zurückführe und die Geschicke des Staates leite, verkündet er vollmundig auf seiner Homepage. In seiner Pressekonferenz vom 25. Januar beschrieb er sich selbst als langjährigen Republikaner mit finanzpolitisch konservativen und sozialpolitisch liberalen Ansichten und tönte u.a. in einem Reuters-Interview: "Arnold tritt bald ab, und Kalifornien braucht einen Neuen. … Schon immer war ein Deutscher nötig, um mit dem österreichischen Mist aufzuräumen. Das war schon immer so, und das ist auch hier der Fall."

Hier ein Video, in dem Prinz Frederic seine erste Wahl-Plakatwand auf dem Sunset Strip in Hollywood vorstellt und in bestem Englisch seine Kandidatur bekannt gibt:

Dabei lässt er sich in seinen Ambitionen auch nicht von vorsichtigen Mutmaßungen amerikanischer Medien stören, er sei gar kein echter Prinz: "Es gibt Spekulationen im Hinblick darauf, ob Prinz von Anhalt tatsächlich ein Prinz ist. Berichten zufolge wurde er als Robert Lichtenberg, Sohn eines deutschen Polizeibeamten, geboren und hat seinen Titel gekauft, nachdem er als Erwachsener von einer bankrotten Schwiegertochter des letzten Kaisers adoptiert wurde" (KTLA TV, L.A.).

Dem können wir nur zustimmen, und sogar der edle Prinz räumte in der Pressekonferenz großmütig ein, sein Adelstitel sei ihm "verliehen" worden, als er 1980 als Erwachsener von Prinzessin Marie Auguste, einer Schwiegertochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., nach dem Unfalltod ihres leiblichen Sohnes adoptiert worden sei. Von dem anrüchigen Titel-Großhändler und "Konsul" Hans-Hermann Weyer war allerdings in diesem Zusammenhang nicht die Rede…
Hier nun ein kurzer Überblick über die wesentlichen Punkte seines Wahlprogramms, das er unter den Leitspruch "Return the Good Life to California" gestellt hat:

Förderung kalifornischer Produkte
Kalifornien hat die besten Avocados und Orangen, den besten Wein, das beste Wetter, die besten Strände und das beste Marihuana.

Einführung einer "Sündensteuer"
Legalisierung und Besteuerung von Marihuana, Zusatzsteuer von einem Dollar auf jede Flasche Alkohol und jede Packung Zigaretten.

Öffnung der Grenzen zu Mexiko
Freier Zugang von Mexikanern zum US-Arbeitsmarkt zur Ankurbelung des Dienstleistungssektors, staatliche Mehreinnahmen durch deren Besteuerung.

Senkung der Kfz-Steuer
Hohe Kfz-Steuern belasten die Arbeiterklasse. Stattdessen: Höhere Besteuerung je nach Unfallhäufigkeit, hohe Strafen für Suff-Fahrer, Erhöhung der Bußgelder für Raser (50 Dollar für jede Meile über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit).

Höhere Besteuerung der Ölunternehmen
und Förderung von Erdgas-Technologien. Einsatz der Gewinne zur Rettung der Infrastruktur, zum Wiederaufbau Kaliforniens und zum Ausbau neuer Industriezweige.

Abkehr vom Erdöl
und Hinwendung zur Wind- und Solarenergie. Schaffung alternativer Energiekonzepte und Beseitigung der Abhängigkeit vom Erdöl aus Nahost.

Abschaffung von "Prop 8"
Schluss mit dem "California Marriage Protection Act" von 2008, nach dem in Kalifornien nur die Ehe zwischen Mann und Frau gültig ist und anerkannt wird - als Bonbon für Scheidungsanwälte und zur Beruhigung der Schwulen. Gleiche Rechte für alle, dann können sich die Schwulen endlich auch mal "so elend fühlen wie der Rest von uns (= wir Heterosexuellen) sich fühlt."

Aufhebung des Importverbots für kubanische Zigarren
und andere kubanische Produkte. Das Importverbot habe seit 50 Jahren schon nicht geklappt, außerdem rauche er wie Arnie auch gerne mal 'ne Zigarre.

Weitere erhellende Details, auch über die Beweggründe zu seiner Kandidatur, finden sich auf seiner Homepage, auf der der Besucher dem Anlass gemäß direkt mit der amerikanischen Nationalhymne begrüßt wird. Und über die aktuellen Entwicklungen seines Wahlkampfs und Neuigkeiten aus seinem Leben will er alle drei bis vier Tage in seinem Blog berichten.
Bisher hat er nach eigenen Angaben schon 300.000 Dollar für seine Kampagne aufgewendet. Bei diesem ausgewogenen Wahlprogramm muss sein gesundheitlich schwer gebeuteltes Eheweib Zsa Zsa Gabor jetzt nur noch ein paar zusätzliche Millionen locker machen, damit er sich seinen Traum (vom Polizistensohn zum Staatsmann) erfüllen kann. Und falls sie die Wahl im November 2010 nicht mehr erleben sollte, kann er, so er denn ihre Kohle erbt, die Wahlkampfmaschinerie so richtig fett schmieren…


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Montag, 25. Januar 2010

Mövenpick-Spende: Westerwelle bekennt Farbe (Foto)

Auf einer geheimen Krisensitzung der FDP-Parteispitze wurde am 25. Januar mit knapper Mehrheit der Beschluss gefasst, sich aus Transparenzgründen auch in der Öffentlichkeit zu Parteispenden zu bekennen.

"Das hat mit Käuflichkeit nichts zu tun",
erklärte Außenminister Guido Westerwelle anschließend den verblüfften Medienvertretern, "aber einer muss ja schließlich mal den Anfang machen und den häufig verkannten Großförderern unseres Mehrparteiensystems den ihnen gebührenden Platz in der Öffentlichkeit einräumen". Und so ging Guido auch gleich mit gutem Beispiel voran:

(Quelle: WDR Westpol)

Bravo, Guido! Bleibt nur zu hoffen, dass dieses löbliche Beispiel bald auch in anderen Parteien Schule macht!

Nachtrag: Wir wir soeben von Lupe erfahren, hat auch FDP-Gesundheitsminister Philipp Rösler schon mal probeweise in seinem neuen Bekenner-Hemd posiert...

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Montag, 18. Januar 2010

Kolonialismus: Streichholzrätsel anno 1889

Das Jahr 1884 markiert den eigentlichen Beginn der deutschen Kolonialpolitik. Unter Reichskanzler Bismarck gab das deutsche Kaiserreich so richtig Gas und erwarb 1884/85 eine Fülle von Kolonien in Afrika und dem heutigen Papua-Neuguinea. Und die (auch damals schon sehr rege) Propaganda-Maschinerie ließ kaum eine Gelegenheit aus, um dem Normalbürger den Segen der kolonialistischen Bestrebungen nahe zu bringen.

Wie weit die Kolonialpolitik schon Einzug in den Alltag der damaligen Zeit gefunden hatte, zeigt ein kleines Rätselbuch aus dem Jahre 1889, auf das ich vor ein paar Tagen gestoßen bin. Es trägt den Titel "Streichholzspiele" und wurde verfasst von Sophus Tromholt, einem 1851 im damals dänischen Husum geborenen Naturforscher und Mathematiker.

Das Vorwort zeigt, worum es in dem Buch geht:
Bereits das 2. Rätsel dieses Buches spiegelt (auf heutzutage politisch absolut inkorrekte Weise) den Zeitgeist wider:
Wer beim Lesen Schwierigkeiten mit der Frakturschrift hat, kann sich die Frage auch noch mal in "Normalschrift" anschauen. Ganz schön knifflig, was? Solche Streichholzrätsel ist man von 9 Live und Konsorten gar nicht mehr gewohnt… Hier die Auflösung (aber bitte nicht zu früh aufgeben):
Und hier die Lösung sicherheitshalber noch mal im Klartext.

Auch sonst enthält das Buch viele weitere (insgesamt 285) knifflige Rätsel und Aufgaben. Es war seinerzeit so beliebt, dass es zwischen 1889 und 1915 insgesamt 17 Auflagen erlebte; zuletzt wurde es 2007 vom Anaconda-Verlag Köln neu aufgelegt.
Mich würde nun brennend interessieren, wie Rätsel Nr. 2 heute lautet… Vielleicht kann mir da einer meiner Leser weiterhelfen???

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