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Don Farrago: EM 2008: Darum war Hollands 1:0 KEIN Abseitstor!

Dienstag, 10. Juni 2008

EM 2008: Darum war Hollands 1:0 KEIN Abseitstor!

Heiße Diskussionen gab es gestern beim EM-Spiel der Niederlande gegen Italien: Stand Ruud van Nistelrooy beim 1:0 im Abseits oder nicht? Selbst der vermeintliche ARD-Fußballexperte Günter Netzer war angesichts der Regelauslegung des schwedischen Schiedsrichters Peter Fröjdfeldt baff: Was nach einer deutlichen Abseitsstellung aussah, war in Wirklichkeit keine!

Hier zunächst noch einmal ein Video des strittigen Tores:

Nach der Parade von Torwart Buffon kommt der Ball zu Wesley Sneijder, der zieht scharf ab, und Ruud van Nistelrooy schiebt aus abseitsverdächtiger Position ein. Hier zur Erinnerung noch mal die offizielle Abseitsregel (Regel 11) aus dem FIFA-Regelwerk:

Hieraus lässt sich allerdings noch nicht ableiten, ob es Abseits war oder nicht. Also schauen wir uns die Torsituation noch mal genau an (Foto: dpa):

Italiens Verteidiger Christian Panucci liegt bereits während des entscheidenden Abspiels hinter der Grundlinie und hebt damit das Abseits auf. In diesem Fall greifen nämlich die Zusatzbestimmungen und Richtlinien für Schiedsrichter im FIFA-Regelwerk, in denen es heißt:

Begibt sich ein verteidigender Spieler hinter die eigene Torlinie, um einen Gegner abseits zu stellen, lässt der Schiedsrichter das Spiel weiterlaufen und verwarnt den verteidigenden Spieler bei der nächsten Spielunterbrechung, weil er das Spielfeld ohne Erlaubnis des Schiedsrichters absichtlich verlassen hat.

Pannucci war bereits vor der fraglichen Spielsituation von seinem eigenen Keeper Buffon bei dessen Freistoß-Parade ins Toraus befördert worden. DFB-Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell interpretierte die Regel gegenüber dem Tagesspiegel so: "Das Tor ist korrekt, die Entscheidung des Schiedsrichters richtig. Ein Abwehrspieler kann einen Angreifer nicht abseits stellen, nur weil er sich hinter der Torlinie befindet. In diesem Fall lag der Spieler unabsichtlich hinter der Linie und wird deshalb auch nicht verwarnt, wie es von der Regel im Absichtsfalle verlangt wird. Dennoch ist er Teil des Spiels und hebt damit eine Abseitsstellung auf."

Und auch Eugen Strigel, Schiedsrichter-Lehrwart des DFB und baden-württembergischer Meister des gepflegten Hochdeutsch, war der Meinung: "Der verteidigende Spieler zählt in diesem Fall mit, als wäre er auf dem Spielfeld". Ein Stürmer könne sich allerdings einer Abseitssituation durch den Aufenthalt hinter der Grundlinie entziehen.

Also: Alles korrekt, ein dickes Lob an Herrn
Fröjdfeldt – und wir alle haben wieder ordentlich was dazu gelernt…


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3 Kommentare:

Am/um 10.06.08, 15:23 , Anonymous Anonym meinte...

Naja, sogar ich beginne zu verstehen...wunderbares Spiel, allerdings.

Ich träume schon über eine Finale Holland- Deutschland:))

 
Am/um 10.06.08, 19:38 , Blogger Don Farrago meinte...

Stimmt, Romy, das Spiel war Spitze! Aber so wie ich das im Moment sehe, ist auch Spanien ein heißer Titelaspirant…

BTW: Auch ich habe die Regel inzwischen einigermaßen verstanden, doch der höhere Sinn dahinter entzieht sich mir immer noch. Aber wie sagte schon Herr Amerell so schön:
"Fragen Sie mich nicht nach dem Sinn einzelner Fußballregeln, sondern nur nach ihrer Bedeutung." :)

 
Am/um 11.06.08, 16:41 , Anonymous Anonym meinte...

Diese Regelauslegung ist Käse, denn sie ist in sich höchst widersprüchlich: Wieso gibt's denn für das Verlassen des Spielfelds, um den Gegner abseits zu stellen eine Verwarnung, wenn der Verteidiger durch das Verlassen des Spielfelds den Angreifer gar nicht abseits stellen kann?
Außerdem beschreibt im Deutschen der schöne Ausdruck "um zu" einen Zweck. Die Regel beschreibt also das absichtliche Verlassen des Feldes - und nur im absichtlichen Fall muss das Spiel weiterlaufen. Hier war's aber keine Absicht, also war es sehr wohl ein Abseitstor, zumindest, wenn man die Regel so nimmt, wie sie geschrieben steht.

 

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