US-Justiz: Pranger für Ladendiebe
Der US-Handelriese Wal-Mart ist ja schon öfters negativ in die Schlagzeilen geraten, aber was da am vergangenen Samstag vor der Wal-Mart-Filiale in Attala (Alabama) eingeführt wurde, ist ein neuer unrühmlicher Höhepunkt des Rechts(un)wesens und der Unternehmens(sub)kultur: der Pranger für Ladendiebe.
Den erstaunten Wal-Mart-Kunden bot sich ein schockierendes Bild: Da standen – jeweils in einer Vier-Stunden-Schicht – zwei traurige Gestalten vor dem Laden, die ein Sandwich-Plakat auf der Brust und dem Rücken trugen. Sie machten allerdings keine Werbung; auf den Plakaten stand: "Ich bin ein Dieb. Ich habe bei Walmart geklaut."
Lisa King Fithian (46), eine der beiden, war von Richter Kenneth Robertson Jr. wegen Ladendiebstahls zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt worden. In Absprache mit dem Wal-Mart-Management ließ er ihr allerdings die Wahl: Entweder müsse sie zwei Monate in den Knast, oder sie könne sich die Gefängnisstrafe durch eine öffentliche Bußaktion ersparen. Dafür müsse sie an zwei aufeinander folgenden Samstagen jeweils 4 Stunden lang mit einem entsprechenden Plakat vor der Wal-Mart-Filiale stehen.
Die Frau ging auf das erniedrigende Angebot ein, obwohl sie sich zu Unrecht verurteilt fühlte. Und so übernahm sie die "Frühschicht" von 11 bis 15 Uhr, dann wurde sie für die nächsten vier Stunden von einem anderen Ladendieb "abgelöst". Sie sei von vielen Kunden angesprochen worden, die die Art ihrer Bestrafung als grausam bezeichneten, berichtete sie.
Gänzlich anderer Meinung war da Wal-Mart-Manager Neil Hawkins, der sich durch die Maßnahme einen Abschreckungseffekt verspricht: "Die Kommentare, die wir bisher erhalten haben, waren nur positiv. Die meisten hielten das für eine gute Sache."
Man stelle sich nur vor, welche Kreise diese Art der Strafverfolgung ziehen könnte: Vielleicht sehen wir ja bald in der Spielzeugabteilung von Karstadt junge Männer auf Kettcars sitzen, mit einem Schild um den Hals: "Ich bin ein Raser. Ich bin in einer Spielstraße 60 kmh gefahren". Oder bei McDonalds steht ein böser Bube mit einem Schild: "Ich bin ein Dealer. Ich habe mit harten Drogen gehandelt".
Vielleicht wäre das ja auch eine Lösung für Paris Hilton! Man könnte ihr ja anbieten, einen Tag lang auf den Stufen des Supreme Court in Washington zu posieren, anstatt die 45 Tage abzusitzen – mit einem Plakat: "Ich habe gegen Bewährungsauflagen verstoßen und bin ohne Führerschein Auto gefahren." Die Exklusivrechte an den Fotos könnte sie dann sogar noch vergolden…
Quelle (mit Video): msnbc
Fotos: AP
Labels: Aufgespiesst, Justiz, Pranger, USA, Wal-Mart, Walmart
1 Kommentare:
Schönes Ding! :)
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite