Foodwatch-Test: "Pringles"-Chips sind Acrylamid-Bombe
Die Organisation foodwatch informiert Verbraucher über Gift im Essen, über die Drahtzieher von Fleischskandalen und darüber, ob Bio wirklich Bio ist. Mit Recherchen, Kampagnen und vor Gericht kämpft foodwatch für die Rechte der Verbraucher - und vor allem für Transparenz im Markt.
Jetzt stand bei foodwatch mal wieder des Deutschen liebster Fernseh-Snack auf dem Prüfstand: Die Organisation hat 16 verschiedene Sorten Kartoffelchips auf ihren Gehalt an der Risikosubstanz Acrylamid testen lassen. Acrylamid kann grundsätzlich bei starker Erhitzung von kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Pommes Frites, Kartoffelchips, Keksen, Crackern, Knäckebrot oder Cerealien entstehen. Verantwortlich ist wahrscheinlich eine chemische Reaktion zwischen Zucker und der Aminosäure Asparagin. Diese Reaktion ist ein gewöhnlicher Vorgang, z.B. beim Backen, Braten oder Frittieren, der sich zwar nicht vollständig vermeiden, aber durch Umstellung der Produktionsmethoden enorm verringern lässt.
Welche gesundheitsschädigenden Auswirkungen Acrylamid haben kann, berichtet die Verbraucherzentrale NRW:
Acrylamid ist wasserlöslich und wird vom Körper gut aufgenommen und darin gleichmäßig verteilt. Im Tierversuch traten bei hohen Acrylamiddosen nerventoxische und Erbgut schädigende Wirkungen auf. Die Krebsrate war erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Substanz für den Menschen als wahrscheinlich Erbgut schädigend und Krebs erregend ein. Das aufgenommene Acrylamid geht aller Wahrscheinlichkeit nach in die Muttermilch und auch in den Fötus über.
Zu den getesteten Kartoffelchips gehörten Markenprodukte wie Pringles, Funny frisch, Chio Chips und Chipsletten, aber auch Discounter-Produkte von Lidl und Aldi sowie Bioprodukte. Speziell für so manches teure Marken- oder Bioprodukt war das Ergebnis verheerend: Absoluter "Spitzenreiter" beim Acylamid-Gehalt sind die Stapelchips Pringles Paprika ("Liebe auf den ersten Pop") aus dem Hause Procter & Gamble.
Danach enthält ein einziger Pringles-Chip 34 mal mehr Acrylamid als das vergleichbare Lidl-Produkt "Rusti Chips Paprika". Auch ein Bioprodukt der Firma Molenaartje ist mit 1.600 Mikrogramm pro Kilogramm so hoch belastet wie der konventionelle "Pringles"-Testverlierer. Zum Vergleich: Der Lidl-Testsieger liegt bei 47, gefolgt vom Aldi-Pendant "Feurich Stapelchips Paprika" mit 220 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm Chips. Alle anderen Testergebnisse, darunter Markenprodukte wie "Funny frisch" und "Chio" oder Chips der Firma Lorenz liegen darüber.
Zur Verdeutlichung: Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sollte man als Tagesdosis ein Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten. Demnach sollte ein 20 Kilogramm schweres Kind nicht mehr als fünf Chips der getesteten "Pringles"-Sorte täglich essen und dürfte außerdem kein anderes Röstprodukt wie Toast oder Frühstücksflocken zu sich nehmen, worin auch Acrylamid enthalten sein kann. Hier geht's zum Testbericht und zu den Testergebnissen im Überblick.
Da Procter & Gamble auf seiner Internet-Seite vollmundig mit dem Spruch "Der Verbraucher ist der Boss" wirbt, ruft foodwatch nun zu einer Mitmach-Aktion auf, in der sich Verbraucher direkt an Dr. Klaus Schumann (den Vorsitzenden der Geschäftsführung von Procter & Gamble Deutschland, Österreich und der Schweiz) wenden und ihrem Unmut Luft machen können. Ob sich der Weltkonzern allerdings so zu einer Verbesserung der Produktionsmethoden verleiten lässt, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Denn zwischen werbeträchtigen Sprechblasen wie "Der Kunde ist König" oder "Der Verbraucher ist der Boss" und deren Umsetzung in die Realität klaffen zumeist immer noch unüberbrückbare Abgründe…
Labels: Acrylamid, foodwatch, Kartoffelchips, Pringles, Procter and Gamble, Test
5 Kommentare:
Wenn man liest woraus Pringles hergestellt werden ist das Acrylamid bei Pringles wohl noch die kleinste Sorge. Das gesündeste und nahrungsphysiologisch wertvollste für den Menschen an einer Dose Pringles dürfte wohl die Verpackung sein...
Da hast du sicher Recht, aber die Chemie "stimmt" auch bei den anderen Sorten. Die Top-Markenhersteller unterscheiden sich von den Discountern ohnehin nur dadurch, dass sie mehr Lebensmittelchemiker haben, die an immer neuen und ausgefeilteren Geschmacksvarianten arbeiten, und dass sie neuerdings sogar Sound-Designer beschäftigen, die den knackigen Biss-Sound verfeinern.
Und soviel F&E-Aufwand muss natürlich über den höheren Preis reingeholt werden…
Ich freß das Zeug nie wieder! *schauder*
"der kunde ist der boss" darüber musste ich auch schon lachen als ich es auf der PG page laß.... ^^
Lidl gewinnt inzwischen ja gerne öfter mal irgendwelche Lebensmitteltests. Leider muss man sich nach den ganzen Skandalen und Affären inzwischen immer häufiger fragen, ob diese Ergebnisse auch so stimmen. man hört ja teilweise von komplett gekauften Tests. Das wird sicherlich nicht grundsätzlich der Fall sein, aber Vorsicht ist bestimmt geboten!
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite