Woody Allen
Obwohl der am 1. Dezember 1935 in New York geborene und in dieser Stadt verwurzelte Woody Allen in den USA weniger Ansehen genießt als in Europa, ist er künstlerisch für Amerikas Kultur ein Markenzeichen wie Coca-Cola oder Boeing für die US-Wirtschaft. Deshalb ist es Allen noch immer möglich, Jahr um Jahr Filme zu machen, die sich fast nie auf den vorderen Rängen der jeweils aktuellen Kassenhits platzieren können, aber bei denen sich auch teure Stars um die Mitwirkung reißen.
Woody Allen, Sohn eines eingewanderten jüdisch-russischen Diamantenschleifers, wuchs als Richard Allen Konigsberg in New York auf. In der Schulzeit begeisterte er sich für Basketball, Baseball und Boxen, daheim führte er immer einen Cricket-Schläger mit sich, was ihm den Spitznamen "Woody" einbrachte.
Schon mit 17 schrieb er kurze satirische Beiträge für das Magazin "New Yorker", bald danach - die Universität konnte sein Interesse nicht gewinnen - arbeitete er als Gagschreiber fürs Fernsehen. Ab Mitte der 1950er Jahre verdiente er sein Geld als schüchtern-linkisch auftretender Stand-Up-Comedian.
1965 wurde sein erstes Drehbuch für die Sexkomödie "What's New Pussycat?" in Szene gesetzt. Bald aber produzierte Allen selbst Filme, in Personalunion als Drehbuchautor, Hauptdarsteller und Regisseur, zunächst mit witzig-übermütigen Komödien voller verbaler Gags wie "Woody, der Unglücksrabe" (1969), der Revolutions-Satire "Bananas" (1971) und der wunderbaren Krieg-und-Frieden-Persiflage "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko" (1974). Beim deutschen Publikum erregte Allen erstmals 1972 großes Aufsehen mit seinem dritten Werk, das einen der längsten und witzigsten Titel der Filmgeschichte hatte: "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten".
Zu Allens größten tragikomischen Erfolgen zählen "Der Stadtneurotiker" (1976, Oscars für Drehbuch und Regie), die Hommage an "sein" New York "Manhattan" (1978), "Stardust Memories" (1980), "Broadway Danny Rose" (1983) und der warmherzig-wehmütige Abgesang an die große Zeit des Rundfunks "Radio Days" (1987). Nachdenklich-stille Kammerspiele wie "Hannah und ihre Schwestern" (1986, Oscar für das Drehbuch), "September" (1987) und "Alice" (1990) demonstrieren den "anderen" Woody Allen, der Strindberg, Ibsen und Tschechow als seine Vorbilder genannt hat. Oftmals besetzte er seine Lebenspartnerinnen Diane Keaton und Mia Farrow mit Hauptrollen. In seinem Film "Melinda und Melinda" (2004) erzählte er parallel die gleiche Geschichte als Komödie und Tragödie - wie viele große Komiker offenbart auch Allen eine oft melancholisch-pessimistische Weltsicht: "Gott ist witzig", verriet der begeisterte Hobby-Jazzklarinettist, "es wäre nur schön, wenn uns jemand mal seine Pointen erklären könnte."
Sein neuestes Werk mit dem aussagekräftigen Titel "Untitled Woody Allen Projekt" kommt 2007 in die Kinos, aber schon arbeitet er an seinem nächsten Film "Untitled Woody Allen Spain Project". Eben unermüdlich, der Mann...
Herzlichen Glückwunsch zum 71. Geburtstag, Woody! Und danke für die vielen Stunden des Vergnügens und der Besinnlichkeit, die du uns mit deinen Filmen beschert hast!
Artikel in der F.A.Z. zum 70. Geburtstag 2005
Labels: Kalendarium, Kino/TV
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